CD jw 187 COMMON GROUND

SEBASTIAN GILLE tenor saxophone
ACHIM KAUFMANN piano
MATTHIAS AKEO NOWAK double bass
BILL ELGART drums

DE
Musik geschieht. Wie absichtslos: ein Gedanke, ein zweiter, dann ein weiterer, und schon hat sich alles verändert und die Gedanken haben eine neue Gestalt angenommen. So oder so ähnlich ist das Ideal des Jazz. Musiker kommen zusammen, einer spielt und hat eine Idee, die anderen kommen dazu und lassen Dinge geschehen, unvorhersehbare, ungeahnte, sehr persönliche Dinge: das Ziel ist Schönheit und Ausdruckskraft.
Treffen vier Musiker aufeinander: Der Kontrabassist Matthias Akeo Nowak und der Tenorsaxofonist Sebastian Gille, der Schlagzeuger Bill Elgart und der Pianist Achim Kaufmann, sehr verschieden, was Alter und Lebensweg angeht und doch verblüffend dicht beieinander, wenn man den Fluss der musikalischen Ideen in den Fokus stellt.
Da ist Sebastian Gille, der Jüngste im Quartett, geboren 1983 in einem Dorf bei Quedlinburg im Harz, für den das Ende der DDR gerade rechtzeitig gekommen war, um ihm die Tore zum Jazz zu öffnen. Schnell entwickelt sich der junge Saxofonist zu einem der eigensinnigsten und ausdrucksstärksten Vertreter seines Fachs weit und breit, in dessen Ton bei aller Wärme der Atem zu hören ist, Sensibilität und Verletzlichkeit und der Wille, Grenzen zu überschreiten. In Köln trifft Sebastian Gille auf Matthias Akeo Nowak, und gemeinsam beschließen sie, dieses Quartett zu gründen. Nowak, geboren in Berlin, familiär mit Spuren japanischen Ursprungs verbunden, verwurzelt in einem weiten Feld zeitgenössischer Musik zwischen Jazz, Rock und Symphonik und bekannt als ein Virtuose der mannschaftsdienlichen Ökonomie, ist sieben Jahre älter als Gille und funkt ganz offensichtlich auf der gleichen Wellenlänge.
Als der in Würzburg lehrende Schlagzeuger Bill Elgart, Jahrgang 1942, ein Veteran des modernen Jazz, der seine ersten Meriten an der Seite von Musikerinnen wie Paul und Carla Bley oder Gary Peacock verdiente, zu den beiden stieß, bekam das Projekt Konturen. Mit Achim Kaufmann, geboren 1962 in Aachen, einem expressiven Abstrakten unter den Pianisten, der es wie kaum ein anderer versteht, in der Improvisation Spielfreude und Stringenz, Zufall und Struktur auszubalancieren, war bald der Vierte im Bunde gefunden.
Gemeinsam spielen die vier so unterschiedlichen Musiker eine Musik, in der alle Voraussetzungen, die Unterschiede der Lebenswege und Erfahrungshorizonte keine Rolle mehr spielen – mit äußerster Konzentration arbeiten alle vier daran, immer wieder neue Melodien, Rhythmen, Texturen geschehen zu lassen. Ob es Elgart ist, der sein Schlagzeug mit einem enormen Farbenreichtum spielt, so dass unter den rhythmischen Akzenten melodische Bewegungen mitschwingen, oder Kaufmann, der mit den reichen Harmonien in seiner linken Hand stets das Potential für plötzliche Richtungswechsel bereit stellt; ob Nowak mit einer sehr ausgeschlafenen Phrasierung und großer Ruhe die verschiedenen melodischen Fäden verknüpft oder Gille, der mit seinem markanten, fast schon atemlosen Ton und einer nahezu asketischen Ruhe nur die Töne aneinanderreiht, die die Musik wirklich braucht: es ist hohe Improvisationskunst, die es hier zu erleben gibt.

EN
Music happens: Musicians come together, one plays and has an idea, the others joining in and let things happen, unpredictable, very personal things: the goal is beauty and expression.
Contrabassist Matthias Akeo Nowak and tenor saxophonist Sebastian Gille, drummer Bill Elgart and pianist Achim Kaufmann – very different in age and life paths but amazingly close together, if you put the flow of their musical ideas in focus.
There is Sebastian Gille, the youngest member of the quartet, born in 1983 in a village near Quedlinburg in the Harz, for whom the end of the GDR had come just in time to open the doors for jazz. The young saxophonist quickly develops into one of the most expressive exponents of his field, in whose tone the breath can be heard in all warmth, sensitivity, vulnerability and the will to cross borders. Sebastian Gille meets Matthias Akeo Nowak in Cologne and together they decide to found this quartet. Nowak, born in Berlin, family-bound with traces of Japanese origin, rooted in a vast field of contemporary music between jazz, rock and symphonic music and known as a virtuoso of team-savvy playing, is seven years older than Gille and obviously close in his musical taste.
When drummer Bill Elgart joined, born in 1942, a veteran of modern jazz, who earned his first merits alongside musicians like Paul and Carla Bley or Gary Peacock, the project got even more contours. With Achim Kaufmann, born in Aachen in 1962, an expressive abstract among the pianists who, like no other, knows how to balance playfulness and stringency, coincidence and structure in improvisation, the fourth was found for the group.
Together they play a music in which all prerequisites, the differences of the life paths and horizons of experience no longer matter- with the utmost concentration, all four work to make new melodies, rhythms, textures happen again and again. Whether it is Elgart, who plays his drums with a tremendous richness of color, so that under the rhythmic accents melodic movements resonate, or Kaufmann, who always provides the potential for sudden changes of direction with the rich harmonies in his left hand; whether Nowak with clarity and great calmness links the various melodic threads, or Gille, who, with his striking, almost breathless tone and an almost ascetic calmness, only lines up the notes, which the music really needs: it is the high art of improvisation that can be experienced here.
Stefan Hentz – Translation: Matthias Akeo Nowak

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