CD jw 131 SILKE EBERHARD & ULRICH GUMPERT
PEANUTS & VANITIES

SILKE EBERHARD alto saxophone
ULRICH GUMPERT piano

DE
Die Peanuts, diese liebenswerten Kleinigkeiten, von denen manche nicht genug bekommen können. Oder auch das, was für die einen Kleckersummen, für die anderen unerreichbarer Reichtum bedeutet – durch einen deutschen Banker ist der Begriff zum Unwort eines Jahres geworden.
Die Peanuts und die Vanities, die Kleinig- und die Nichtigkeiten, weil es im Deutschen ja die Kleinstigkeiten nicht gibt. Bei einem solchen Titel ist Ironie im Spiel, auch Selbstironie, zumindest so etwas wie Augenzwinkern. Dizzy Gillespies skurriles Stück Salt Peanuts, einer der raren Vokaltitel des Bebop, gerät zu Fixpunkten im Fluss des freien Musizierens. Doch die Peanuts sind in der Tat nicht das Essentielle dieses Duos, das sich ansonsten der Verankerung im Thematischen entzieht und dem Zitieren entsagt.
Was die beiden – Silke Eberhard und Ulrich Gumpert – hier tun, ist Musik erfinden, indem sie einander zuhören und aufeinander reagieren. Instant composing hat man das einmal genannt, und der Begriff ist gar nicht so schlecht.
Silke Eberhard und Ulrich Gumpert, Ende Februar, Anfang März 2011 im Saal 3 des rbb in der Berliner Masurenallee.
Beste Bedingungen, ein exzellentes Piano, ein sensibles Team an der Technik, ein Raum der Konzentration. Keine Stücke, fertig, los! Der Klang des Altsaxophons verwebt sich mit dem des Pianos – so gut, dass die Klarinette diesmal im Köfferchen bleibt. Die emotionalen Linien verbinden sich zu einer glücklichen Fügung. Bei aller Dichte des Spiels gibt es ein Höchstmaß an Transparenz. Diese Art des Musizierens erinnert an Lennie Tristano und Lee Konitz, die bereits Ende der vierziger Jahre ‚frei‘ gespielt haben – lange bevor der Begriff Free Jazz in Umlauf kam. Im Unterschied zur kraftstrotzenden Geste in den sechziger Jahren ging es dem Kreis von Tristano um filigrane, spontan kreierte
Kammermusik – bezeichnend mit Titeln wie Intuition oder Subconscious-Lee. Doch die Jazzgeschichte wiederholt sich nicht. Silke Eberhard und Ulrich Gumpert sind keine Retro-Spieler, beide musizieren aus den Erfahrungen ihrer Biographien heraus. Bert Noglik

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