CD Phil 06019 KOLJA BLACHER / VASSILY LOBANOV / WALTER KÜSSNER / JOHANNES MOSER
SERGEJ PROKOFIEV / ALFRED SCHNITTKE
ALFRED SCHNITTKE (1934 – 1998)
Streichtrio
KOLJA BLACHER violin
WALTER KÜSSNER viola
JOHANNES MOSER cello
VASSILY LOBANOV piano
SERGEJ PROKOFIEV (1891 -1953)
Sonate Nr. 1 für Violine & Klavier op.80
Fünf Melodien op.35a für Violine und Klavier
KOLJA BLACHER violin
VASSILY LOBANOV piano
DE
Der Komponist Alfred Schnittke fühlte sich gleichzeitig als Deutscher, Russe und Jude und sah selber einen Zusammenhang zwischen seiner ‚Poly-Identität‘ und der poly-stilistischen Ausrichtung seines Schaffens mit Collage- und Zitattechniken, Verfremdungen und Überblendungen von Vergangenem und Gegenwärtigem.
Davon geprägt ist auch sein zweisätziges Streichtrio, das 1985 als Auftragswerk der Alban-Berg-Gesellschaft zum 100. Geburtstag (und 50. Todestag) des Wiener Komponisten entstand. Strukturell basiert das Streichtrio auf sieben thematischen Bausteinen, die es in wechselnder Farbe und Gestalt durchziehen. Parallel dazu variieren auch die Stimmungslagen von freundlich bis düster, von schwelgerisch bis schockierend.
Neben rauschhaft-sinnlichen Akkordbrechungen und Trauermarsch-Allusionen erlangt ein langsames Walzermotiv große Bedeutung, das als Huldigung an Wien zu begreifen ist.
Prokovievs Sonate Nr. 1 für Violine & Klavier, op. 80 ist eins der düstersten und grüblerischsten Werke in dessen Schaffen. Erste Themen notierte er schon 1938, Entwürfe zu den Anfängen der Sätze. Andere Aufgaben, der Zweite Weltkrieg, der Einmarsch der Deutschen, die Evakuierung brachten ihn von seinem Vorhaben ab – und erst die Begegnung mit David Oistrach, dem führenden Geigenstar der UdSSR, wieder zurück zum Vorhaben. Oistrach, dem die 1. Sonate gewidmet ist, und sein ständiger Klavierbegleiter Lew Oborin stellten das Fazit aus acht Jahren turbulenter Inkubationszeit im Herbst 1946 der Öffentlichkeit unter Leitung des Komponisten vor.
‚Fünf Melodien‘ op. 35a – das waren zuerst tatsächlich Gesangsstücke, ‚Lieder ohne Worte‘ im buchstäblichen Sinn: textlose Vokalisen für eine Singstimme zur Begleitung des Klaviers. Melodien zu erfinden, die nicht an Wortbedeutungen und
Versmaße gebunden sind, mochte für einen russischen Komponisten und nach internationaler Resonanz strebte, ein willkommenes Vehikel zur Allgemeinverständlichkeit sein. Zudem nutzte Prokofiew die Gelegenheit, Techniken und Farbwerte einer menschlichen Stimme zu erproben, die – weltweit kompatibel –wie ein Instrument geführt wurde.