CD jw 117 JOHANNES ENDERS TRIO
MONDVOGEL
JOHANNES ENDERS tenor saxophone
ED HOWARD double bass
SEBASTIAN MERK drums
DE
Die Musik dieses Trios fasziniert mit ihrer kraftvollen Milde vom Start weg und gewinnt mit jedem Hören an Tiefenschärfe. Ihr Flow ist stimmig austariert, eng verzahnt und gar nicht hermetisch. Sie enthält diverse Spurenelemente von jenseits des puren Jazzidioms. Das macht sie so zugänglich und schön, fernab aller Anbiederei. Dazu braucht es keine Hektik. Man hört wundervolle Themen, sinnliche Repetitionen und aus solcher Reduktion erwachsende Kraft.
Das ergibt eine hoch konzentrierte, gut kalibrierte Kunst, die dennoch ihre Spontaneität nie einbüßt. Das ergibt eine hoch konzentrierte, gut kalibrierte Kunst, die dennoch ihre Spontaneität nie einbüßt. Sie hat ihren eigenen Atem, der changierend hauchen und knisternd ausklingen kann, vor allem aber die elementare Bedingung für das Spiel eines jeden Saxofonisten ist. Auf Dauer ist es unmöglich, aufgeregt zu atmen. Tatsächlich: Johannes Enders atmet durch sein Saxofon ganz in dem Sinne, wie der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard in einem Band seiner Autobiografie den Überlebenswillen anhand des Atmens als ebenso existenziellen wie unbewussten Vorgang beschrieb.
Diese Musik schwingt sich mit höchst individualisiertem Ton auf zu gravitätischer Kraft. Enders schmeichelt und schwelgt und rauht Idyllen umgehend wieder auf, damit die Bilder im Kopf weiter werden. Glutvolle, ungeschwätzige, hohe
Emotionalität hebt sein Spiel meilenweit über jede Dutzendware und gibt ihm Relevanz. Diese innig entschleunigte Musik ist schön und wird immer schöner. Sie ist neu und doch wie immer schon da. Ulrich Steinmetzger