DVD jw 205 TIM EVERS & ULLI BLOBEL:
PEITZ – WOODSTOCK AM KARPFENTEICH
Interviews und Konzertausschnitte:
jazzwerkstatt FANFARE / ALEXANDER VON SCHLIPPENBACH GLOBE UNITY ORCHESTRA / JOE SACHSE & NILS WOGRAM / VESNA PISAROVIĆ PETIT STANDARD / ELS VANDEWEYER / ART ENSEMBLE OF CHICAGO / HÜBSCH – SCHUBERT – WIERBOS
Recorded June, 2018
DEU
PEITZ – WOODSTOCK AM KARPFENTEICH
Dieser Titel existiert seit 2011, als bei jazzwerkstatt und bei der Bundeszentrale für politische Bildung das Buch über die Geschichte der jazzwerkstatt Peitz erschienen ist. Es erzählt Geschichten, beschreibt persönliche Eindrücke der Autoren und zeigt, wo wir politisch verankert waren, bis zum Verbot durch das SED-Regime 1982. Gedanken und Pläne für die Präsentation des Buches, mit einigen Konzerten zum besonderen Anlass, kreisten. Ob die Buchmesse in Leipzig dafür geeignet sei, etwas Besonderes in Berlin, bis Thomas Krüger mit dem Vorschlag überzeugte, ins Peitzer Kino, den Ursprungsort der Jazzwerkstatt, zu gehen. Seitdem existiert die jazzwerkstatt Peitz in ihrer zweiten Phase. In einem weiteren Buch wird darüber zu berichten sein.
Jetzt aber erst einmal der Film, quasi als Zwischenbericht. Im Juli 2018 zur besten Sendezeit im rbb-Fernsehen als Reportage über die Region schon einmal gesendet, jetzt zu einem Film mit viel Musik und Informationen bearbeitet. Es ist eine Geschichte über Peitz, meine Heimatstadt, zu der ich ein schwieriges Verhältnis habe, den Spreewald, der nicht im Radius meiner Reiseaktivitäten liegt und über die jazzwerkstatt Peitz, die ich liebe und die nun einmal dort ist, wo sie ist. Da kann man nichts machen.
Ich wollte den Zwischenruf über die jazzwerkstatt Peitz, eine Erinnerung und einen Bericht über den heutigen Zustand des Festivals gleichermaßen, selbst erzählen, so scheint es mir authentisch, und ich wollte viel Musik von Tomasz Stańko in diesem haben, denn ohne Stańko würde es das alles möglicherweise nicht geben. Als junger Mann, ich war Soul- und Rockfan und Blues stand mir nahe, vom Jazz wusste ich kaum etwas, fuhr ich von Peitz nach Berlin, um in der ‚Großen Melodie‘ im alten Friedrichstadtpalast Klaus Lenz zu hören. Das Konzert war ausverkauft. In der Schlange frustriert stehend, denn aufgeben wollte ich noch nicht, wurde gesagt, zweihundert Meter weiter, in den Kammerspielen des Deutschen Theaters, würde eine polnische Band spielen. Sofort dorthin und gespannt in den roten samtgepolsterten Theatersesseln sitzend warten auf das, was nun kommen würde. Fünf Typen mit langen Haaren, selbstgestrickten farbigen Hippiepullovern kamen auf die Bühne und setzten ihre Instrumente an. Vom ersten Ton an eine Offenbarung. Die Namen habe ich nie vergessen: Tomasz Stańko, Zbigniew Seifert, Janusz Muniak, Bronisław Suchanek, Janusz Stefański. Auch die Musik wurde nie vergessen, es war die vom grandiosen Album ‚Music for K‘. Freund Jimi Metag saß neben mir, wir schauten uns an, er empfand ähnlich und von nun an ging es schnell. Diese Musik war es! Jazzkonzerte wurden nun so oft wie möglich besucht. Wir kuratierten das Jazzprogramm in einem Cottbuser Club, dem Forum K und starteten mit der jazzwerkstatt in Peitz. Vom ersten Konzert an gut besucht und künstlerisch wegweisend.
Die Stadt fremdelte mit uns, das deutet der Film an. Unter Jazzfans ist der Name zwischen dem Verbot 1982 und der Neuauflage 2011 eine Marke. Was vielen diese bedeutet, was das Festivalwochenende an spannender Musik hergibt und wie nach wie vor ein unorthodoxes Lebensgefühl zur jazzwerkstatt Peitz herrscht, zeige ich im Film PEITZ – WOODSTOCK AM KARPFENTEICH. Ulli Blobel

